Auf dem Weg zur Teal Organization 4/4: Der evolutionäre Sinn
Hier findest Du Teil 1/4, Teil 2/4 und Teil 3/4. Diesen Artikel gibt es auch auf Englisch.
Als ich mir in der Vergangenheit über den Sinn des Lebens Gedanken machte, hatte ich immer diesen einen Sinn im Kopf, den es im Laufe des Lebens herauszufinden gilt. Die Aufgabe schien mir zu groß zu sein, um sie jemals zu erfüllen. Heute sehe ich es anders. Der Sinn des Lebens ist vielschichtig, ständig im Wandel und muss nicht ein für alle Mal festgelegt werden, um dem Leben Bedeutung zu verleihen.
Das Gleiche gilt für Unternehmen, denn im Grunde ist ein Unternehmen auch nichts anderes als ein Organismus, der einem inneren Sinn folgt. Unternehmen werden gegründet, um einen Zweck zu erfüllen.
Inhalt:
Bei der Gründung von /gebrüderheitz schien das nicht der Fall zu sein. Wir hatten keine große Vision, mit der wir die Welt verändern wollten. Die Agentur ist entstanden, weil mein Bruder Claudius und ich einfach Synergien sahen – er ist Informatiker, ich Designer. Zusammen können wir einen Mehrwert für unsere Kund*innen schaffen. So haben wir das auch auf unsere Website geschrieben: "Wir verbinden solide Technik mit ansprechendem Design", lautete der Slogan.
Bald nach der Gründung hatten wir schon die ersten Mitarbeitenden an Board. Dies stellte uns vor die Frage, wie wir Zusammenarbeit gestalten wollten. Agenturen sind bekannt dafür, ihre Mitarbeitenden zu überfordern und auszunutzen. Das wollten wir natürlich nicht. Und so entdeckten wir einen Teil des Sinns, den wir bis heute verfolgen: Arbeit so zu gestalten, dass sie uns glücklich macht. Dies ist für uns bis heute ein wichtiger Teil der Zweck der Existenz. Er drückt sich auch in unserem Wert "Happiness" aus. Dieser Sinn hat uns in Richtung Teal Organization geführt.
Es hat Jahre gedauert, bis ich noch einen weiteren, tieferen Sinn der Existenz unserer Agentur verstanden hatte. Wir sind kein Startup, das sich ein bestimmtes Ziel gesetzt hat, wie z.B. Tesla: "to accelerate the advent of sustainable transport" und so weiter. Wir sind Dienstleister*innen und das sind wir von ganzem Herzen. Unser Zweck ist es, unseren Kund*innen zu helfen. Wir wollen sie mit unseren Fähigkeiten unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. So steht es heute auf unserer Website.
Unser Sinn ist es also, unseren Kund*innen zu ermöglichen, ihre Ziele zu erreichen. Deshalb ist es für eine gelungene Zusammenarbeit wichtig, dass wir diese Ziele verstehen. Wir müssen wissen, was unsere Kund*innen erreichen möchten und weshalb, damit wir sie sinnvoll unterstützen können. Aus diesem Grund nehmen wir uns im ersten Gespräch, während des Projekts und nach dessen Beendigung Zeit, unsere Kund*innen und deren Anliegen genau kennenzulernen.
Es ist selbstverständlich, dass es uns besonders motiviert, wenn wir diese Ziele unterstützenswert finden. Ich denke, dass ein starker Sinn eine enorme Kraft hat, Menschen zu motivieren. Deshalb achten wir immer mehr darauf, wen und was wir unterstützen. Wir sind gerade auch dabei, unser Unternehmen als B Corp zu zertifizieren, um dieser Haltung mehr Ausdruck zu verleihen.
Wenn wir die Entwicklung unseres Unternehmens als Reise verstehen, dann ist der Sinn wie ein Kompass. Bei jeder neuen Abzweigung können wir uns an ihm orientieren. Entspricht dieser Weg unserem Sinn? Es ist hin und wieder auch wichtig, zu fragen, ob sich der gemeinsame Sinn verändert hat. Ich bin jedenfalls sicher, dass sich der Sinn auf unserer Reise verändern und weiterentwickeln wird.
Ich beobachte im Moment zum Beispiel eine große Begeisterung im Team, anderen von unserem Unternehmen zu erzählen. Wer weiß, vielleicht werden wir in Zukunft anderen Organisationen eine Art Reisebegleitung auf der Reise in Richtung Teal anbieten? Oder wir entwickeln Tools, die Unternehmen bei der Remote Arbeit unterstützen. Oder wir tun etwas ganz anderes. Ich weiß es nicht und ich muss es auch nicht wissen. Ich habe nicht mehr das Bedürfnis, das Unternehmen in eine bestimmte Richtung zu drängen oder die Zukunft vorherzusagen. Das Unternehmen ist mittlerweile 11 Jahre alt und damit alt genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Sandra hat vor einigen Wochen einen Visions-Workshop für das gesamte Team geleitet. Da wir uns auf einer Reise befinden, hat sie den Workshop rund um das Thema Reise strukturiert. Wir sollten Postkarten mit Sehenswürdigkeiten auf der "Reise" unseres Unternehmens malen. Das hat mir sehr gefallen.
Ich hatte hin und her überlegt und mich gefragt, was ich eigentlich sehen möchte. Dann ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich nur neugierig war, was die anderen so sehen wollten, und gar keine eigene Agenda hatte. Ich fühlte mich wie ein Elternteil, das daheim blieb und sich über die eintreffenden Postkarten der Kinder freute.
Ich bin sehr gespannt, wo die Reise uns hinbringt, und bleibe neugierig und offen, wie /gebrüderheitz sich entwickelt.
Wenn Dich dieser Artikel interessiert hat, dann schau doch mal auf dem englischsprachigen Blog tealminded.com von Daniel vorbei! Dort findest Du diesen und weitere Artikel zum Thema Teal Management und Teal Organization.